Hügel, Hans Otto
1993
Ästhetische Zweideutigkeit der Unterhaltung: Eine Skizze ihrer Theorie

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Definition-entertainment:
“Dieses Verharren der Unterhaltung in der Schwebe von Ernst und Unernst möchte ich als Zweideutigkeit fassen. Ästhetisch wird diese Zweideutigkeit genannt, weil es bei Unterhaltung nicht nur auf sinnliche Wahrnehmung ankommt, sondern weil die Wahrnehmung durch Formensprache strukturiert ist. Der Unterhaltungswert eines Fußballspiels z.B. hängt von der Qualität des Spiels ab, für die die Zuschauer Blick und Maß haben.”
-> An entertainer does not pretend it is real (it is clear that it’s all fiction), but he acts as if it were real. An audience member knows it is not real, but pretends he believes it is. Zweideutig, because entertainment at any point in time is sending out two messages: what you see is real AND what you see is not real.

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“Solche Unterhaltung gehört nicht schon immer zur menschlichen Kultur.”

“Jedenfalls läßt sich nicht von einem allgemeinen menschlichen Zug zur Unterhaltung sprechen, aus dem historisch-spezifische Erkenntnisse abzuleiten wären.”

“Folgt man dem hier vorgeschlagenen Begriff von Unterhaltung, fallen alle Genres des Unterhaltsamen, die dominant zur Vergewisserung sozialer Identität genutzt werden oder deren Produzenten, wie die ‘fahrenden Leute’ im Mittelalter, sozial diskriminiert waren, aus der Geschichte der Unterhaltung heraus. Denn das Verständnis von Unterhaltung als ästhetisch zweideutigem Vorgang setzt ihre Emanzipation voraus. Zu den Voraussetzungen von Unterhaltung zählen daher neben der sozialen Gleichberechtigung der Unterhaltungskünstler vor allem noch die Entstehung einer populären Kultur – deren Teilnahme nicht mehr auf die Herstellung sozialer Identität ausgerichtet ist – und die Entwicklung von Medien, die Unterhaltung im Sinne von Günter Anders Welt als Phantom zur Erfahrung bringen. Daß die historische Epoche der Unterhaltung mit dem Aufkommen der Familienzeitschriften 1850 beginnt, dafür spricht, wie ich an anderer Stelle dargelegt habe (Hügel 1992), einiges. Wann die Epoche der Unterhaltung endet? – Wir werden es noch erleben.“